VirtualBox im seamless Betrieb...

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City][Sepp
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VirtualBox im seamless Betrieb...

Beitrag von City][Sepp »

... für Alle die das wine Gefrickel satt haben.

Es gibt ja immernoch so diverse Applikationen für die man zwingend Windows benötigt. Meine Freundin hat nen MP3 Player von Sony, der zwingend SonicStage benötigt. Das läuft nicht mit wine oder cedega und ich hab keine Lust meine Kiste wieder umzubooten, nur weil meine Kleine ein bissl Musik auf den Player kopieren will. Oder aber auch Photoshop ist eine Applikation, die viele Leute davon abhält, vollständig auf Linux zu wechseln. Läuft zwar mit Crossover Office, aber im Endeffekt mehr als bescheiden und Crossover Office ist auch noch kostenpflichtig. Die Beispielliste ist endlos.

Und nun gibts endlich eine wirklich brauchbare und akzeptable Lösung. Es ist jetzt nichts Neues, via Virtualisierung einen kompletten PC zu emulieren und dort ein komplettes Betriebssystem zu installieren. vmware sollte ja bekannt sein. Neu ist allerdings die Möglichkeit mit der VM "VirtualBox" von "InnoTek" (OpenSource Programm und somit kostenlos!) die gesamte Emulation nicht sichtbar im Hintergrund laufen zu lassen und sich nur die benötigte Windowsapplikation auf den Linuxdesktop zu holen.

Was bedeutet das nun in der Praxis? Ich habe also meinen Gnome Desktop unter Ubuntu Linux. Nun möchte ich eben SonicStage starten um ein paar Lieder auf den MP3 Player zu kopieren. Entweder lädt man die VM bereits zum Systemstart, was zwar eine sofortige Verfügbarkeit der Windowsanwendungen ermöglicht, allerdings auch den zugewiesenen Speicher sofort komplett belegt. Nehmen wir also an, mein Rechner hat 2GB und ich weise dem emulierten Windows XP 512 MB zu, dann hab ich effektiv dauernd nur noch 1.5GB zur Verfügung. VirtualBox belegt im Gegensatz zu vmware sofort den gesamten Speicher. vmware belegt den Speicher dynamisch nach Bedarf. Das empfiehlt sich, wenn man viele Windowsappliaktionen permanent verwendet. Oder man macht es so wie ich, dass man die VM via Script startet wenn diese benötigt wird. Nachteil: Es vergeht gut 1 Minute, bis Windows XP hochgefahren ist und dann endlich das benötigte Programm gestartet werden kann. Allerdings kann man sich die Zeit ein wenig verkürzen, wenn man Windows nicht normal herunterfährt sondern immer in den Standbymodus wechselt. Nun kann man eben das gewünschte Programm starten und es erscheint auch nur dieses Programm in einem eigenen Fenster und nicht der gesamte Windowsdesktop. Nachteil an dieser Methode ist, dass man immer nur ein Programm gleichzeitig ausführen kann.

Umgehen kann man diese Einschränkung, indem man nicht irgendein Programm startet, sondern die explorer.exe, welche dann die Windows Taskbar auf den Linuxdesktop "zaubert". Über das Startmenü kann man dann auch mehrere Applikationen gleichzeitig verwenden. Und es schaut immer so aus, als würden die Programme nativ auf dem Desktop erscheinen.

Besonders interessant ist dies auch für z.B. Webentwickler, die ihre Webseiten im Internet Explorer 7 testen wollen (IE6 läuft ja absolut problemlos auch mit wine).

Was bei Emulationen immer bezweifelt wird ist eine ordentliche Performance. Allerdings würde ich sowohl vmware als auch VirtualBox als enorm performant bezeichnen. Die Geschwindigkeitseinbussen gegenüber einem nativ installierten Windows sind nicht besonders schwerwiegend. Auf einem einigermassen aktuellen PC hat man unter VirtualBox eine gefühlsmässig gleiche Geschwindigkeit wie bei einer nativen Installation. Benchmarks sprechen natürlich eine etwas andere Sprache und es sind schon gut sichtbare Unterschiede in den Benchmarks vorhanden. Allerdings will ich mit dem System arbeiten und mich nicht an einer hohen Sysmark Punktzahl aufgeilen. Da VirtualBox von Haus aus das Verzeichnissharing unterstützt, kann man sich auch recht einfach die benötigten Verzeichnisse aus der Linuxstruktur als Netzlaufwerke in der VM einrichten. Auch die Tatsache wie USB gehandhabt wird ist recht schön. Selbst wenn ein Gerät unter Linux einfach nicht funktioniert, weil keine Treiber vorhanden sind, so kann man dieses Gerät innerhalb der VM trotzdem nutzen, weil USB Geräte einfach zur VM hin "durchgeschleift" werden und Windows so seine eigenen Treiber für die USB Geräte nutzen kann. Grundsätzlich wirbt InnoTek sogar damit, dass eine 3D Unterstützung vorhanden wäre. Allerdings braucht niemand glauben, dass man nun sämtliche Windowsspiele in seinem virtuellen PC zocken kann. Die Performance diesbezüglich ist unter aller Kanone. Sogar die einfachen OpenGL Screensaver von Windows XP laufen ziemlich langsam. Deshalb fallen z.B. auch CAD Anwendungen flach.

Die Installation ist sehr einfach. Die Konfiguration bis man dann schliesslich am fertigen seamless Windows unter Linux sitzt ist allerdings nicht gerade trivial. Mit dieser Anleitung jedoch recht gut zu bewerkstelligen. Dort findet man auch den Link zum Download von VirtualBox, der mit 13MB auch für ISDN User zumutbar ist :)

Insgesamt finde ich es eine Lösung, die schon fast in Richtung perfekt geht. Wine gut und schön, aber am wohlsten fühlt sich Software dann doch immer noch in der Umgebung, für die sie auch entwickelt wurde und sie dankt es mit stabiler Performance. Sollten es die VM Hersteller nun irgendwann auch noch fertig bringen, direkte Calls auf die 3D Hardware umzusetzen und den seamless Betrieb konfigurationsfrei oder zumindest -arm zu bewerkstelligen, könnte für viele potentielle Windows auf Linux Umsteiger die größte Hürde beseitigt sein. Ausserdem müsste das rdp Protokoll bzw. das emulierte Netzwerk noch ein Stück performanter werden. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses Ziel innerhalb der nächsten 5 Jahre durchaus erreichbar sein sollte...

Übrigens empfehle ich für den seamless Betrieb Windows XP Professional. Mit der Home Edition klappt es nicht, da diese keinen Remote Desktop integriert hat. Ebenso siehts bei Windows 2000 aus. Man kann das zwar sicherlich auch irgendwie nachrüsten, aber dann wird die Konfiguration schon wieder ungleich schwerer. Windows 2003 Server sollte ebenfalls kein Problem darstellen.
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Beitrag von WoodSTokk »

Guter Artikel, thx @ Sepp


Soweit ich weis, ist der RemoteDesktop bei allen Windows(Per)versionen dabei, aber per Default nicht installiert.
Sollte die VirtualBox also den RemoteDesktop zwingend benötigen, schaut mal auf der Windows-CD ins Verzeichnis 'Support/Tools/'. Die darin enthaltene 'Setup.exe' installiert einige Werkzeuge zum administrieren von Windows.
Da diese Werkzeuge nur zum administrieren benötigt werden, gibt es diese nur in englisch und sind bei keiner Windowsinstallation per default dabei.
Soweit ich weiß, ist der RemoteDesktop bei diesen Tools enthalten.
Bei Win2K gab es diese Tools ganz sicher.
Ob sie bei WinXP oder Vista auch noch drauf sind, müsste jemand anderer prüfen (ich hatte diese Versionen nie).

mfG WoodSTokk
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